2. Dezember 2014

Der Don

12.00 Uhr. Das Trikot spannt. Das von Marco Pantani, damals '97, L'Alpe d'Huez. Er lehnt sich zurück. Die Klickpedale rasten am Schreibtischstuhl ein, den ein geschickter Handwerker aus mehreren Woodrup Campione Gestellen zusammenschraubte. Er dreht die Tastatur um und schüttelt die letzten Reste der Eybel Pralinen raus und öffnet den Browser.

13.30 Uhr. "Vorwärtsverteidigung, Vorwärtsverteidigung" nuschelt er, während er Variationen seines Pseudonyms in die Suchleiste bei Twitter eintippt. Vor den von Raumland-Sekt getrübten Augen verschwimmen die Meldungen. "Die Schonzeiten sind vorbei", denkt er sich, während er gedankenverloren über die Seite scrollt und einen der Tweets vom Geuter Jürgen erblickt.



14.00 Uhr. Er schlägt nach, im Buch das ihm Schirrmacher damals schickte. "Denken Sie daran, wir befinden uns im Dotter des Leviathan. Best fs" hatte er ihm damals geschrieben. "In Stahlgewittern - ob Ernst Jünger Twitter kannte?", fragt er sich, während er einen weiteren Tweet über Anne Ws Spongebob-Unterhosen abschickt.

16.00 Uhr. Es klingelt. Mit zwei geschickten Handbewegungen wuchtet er den Schreibtischstuhl zum Türöffner. Der Pfleger betritt schweigend die Dachterrasse, bringt das Stativ in die richtige Position und glättet die Fototappete an der Außenfassade. "Heute das De Rosa", sagt er noch, bevor der Pfleger ihn gekonnt auf den Sattel hievt und sorgfältig im richtigen Licht vor der Fototappete platziert.


16.45 Uhr. "Die FAZ braucht die Bilder vor Mitternacht", teil er dem Pfleger mit, der mit Blick auf die an der Wand hängende Repetierbüchse von Rasch im Rausgehen fragt er: "Haben Sie gedient?". Auf dem Sofa liegend ruft er ihm nach "Unter Schirrmacher gedient", bevor er erschöpft in sich zusammensinkt.

21. August 2014

Krautreporter schärfen ihr Profil

Nach der teilweise geäußerten Kritik an den ersten Themenvorschlägen der Krautreporter, müssen diese nun ihr Profil schärfen. Wir wollen ihnen helfen, ihre Stärken zu bündeln und veröffentlichen hier einen ersten Entwurf der beiden wichtigsten Themen:

Wir Diensthunde. Eine nahöstliche Heimsuchung

"Wenn die Hunde aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen aus" soll Einstein gesagt haben.
Mein erster Beitrag für Krautreporter wäre eine Reportage über das palästinensische Diensthundewesen mit Fotostrecke:
Wer tötet die vierbeinigen Kameraden, die Lebensmittel und Medizintechnik durch die Tunnel von Gaza transportieren? Wie leben die traumatisierten Veteranen? Wie ihre Ausbilder?
Ein Besuch im Gnadenhof für Diensthundewesen in Dair al-Balah.


Das miese Geschäft mit den Zähnen

Früher ist man noch nach einer durchzechten Nacht mit Filmriss und einer Niere weniger in der Badewanne voller Eis aufgewacht, heute muss man fürchten, gegen seinen Willen vom skrupellosen Zahnarzt ein sauberes und strahlendes Gebiss verpasst bekommen zu haben. Und das bis zu vier Mal im Jahr! Die Gier des Dentisten, dem es längst nicht mehr reicht, das faulige, bereits riechende Loch im Backenzahn zu stopfen oder mit der Rohheit eines Schlachtermeisters den dritten Molaren zu extrahieren, scheint neuerdings unstillbar. Ich möchte dem Geld folgen und herausfinden, ob das international agierende Finanzjudentum die Zahnreinigungsmafia ihre krummen Gichtfinger nach dem hart erarbeiteten Geld des kleinen Deutschen ausgestreckt hält. Hierfür werde ich mich viermal im Jahr freiwillig einer Zahnreinigung unterziehen. Damit sie es nicht tun müssen.



- P. und S.

7. August 2013

Die schönsten Szenen aus Jung & Naiv

die mit der nachdenklichen Geste
Jung & Naiv

die mit dem offenen Mund
Jung & Naiv

die mit dem dezenten Zungentrick und Blick in die Kamera
Jung & Naiv


- P.

3. August 2013

Alle reden vom Wetter. Tilo auch


Man könnte ja denken, dass die mit einem Augenzwickern vorgetragene Empörung über die Öffentlich-rechtlichen "Qualitätsmedien" das Alleinstellungsmerkmal verwirrter Spiegel-Online Autoren bzw. Kabarettisten eben dieser Sender ist. 
Aber es gibt sie noch, die guten Dinge. Und so wie Manufactum dem Turbokapitalismus und der Wegwerfgesellschaft den ökologischen Mittelfinger zeigt und coole grüne Nachhaltigkeit mit deutscher Spießigkeit verbindet, so weiß auch der flippige Twitter-Nutzer von heute gute deutsche Kleingartenmentalität ins digitale Zeitalter zu retten. 
Der ARD-Brennpunkt (das ist der Quatsch, der unangekündigt den ehrlich arbeitenden Deutschen daran hindert, Sonntags um 20.15 den Tatort zu gucken) ist quasi das Nonplusultra öffentlich-rechtlicher Aufklärung Verblendung, mit dem Ziel ein Thema ausführlicher zu behandeln gezielt von einem Thema abzulenken. 
Daher umso wichtiger, dass sich endlich jemand ein Herz fasst und den verlängerten Arm des repressiven Merkel-Regimes mit der Penetranz eines Markus Lanz in seine Schranken weist. 


28. Juli 2013

Thilo Mischke weiß mehr über Sex als du

 ZDF
Thilo Mischke - von der BILD liebevoll Weltenfummler genannt" - gehört auch zu dieser Sorte crossmedialer Tausendsassa aus Berlin (Distinktionsmerkmal: "Ich bin in Berlin geboren, also komme ich von hier"), die eigentlich im Internet zuhause sind, aber doch auch gern mal über UKW, Buchdruck und digitale Spartenkanäle in HD (keine gute Idee) die Zivilbevölkerung beglücken.

Da wäre der fröhlich freche Reisebericht In 80 Frauen um die Welt (nein, nicht beim Bums-Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen), eine Vermessung der Welt, nur eben untenrum. Da bleiben natürlich peinliche Momente nicht aus und so musste sich der phallische Imperialist auf Wüstenfuchs-Tour in Israel "sehr für die Existenz der Vorhaut" schämen. Aber irgendwie war's dann doch "lustig und nicht peinlich".
Ein Mann von Welt also, der aber der sonst so vernachlässigten deutschen Frau im FOCUS-Interview ein gutes Zeugnis ausstellt:

"Tilo Jung ist 27 Jahre alt, Studienabbrecher und Model."

Tilo Jung
So steht es in ZEIT Campus und damit wäre eigentlich auch schon fast alles gesagt. Gerne wird der Wahlberliner mit mecklenburgischen (das ist ein Wort, oder?) Wurzeln auch als Blogger bezeichnet - ein Blog hat er jedoch meines Wissens nach nicht. Aber klingt natürlich schöner als "nutzt Facebook intensiv und postet dort täglich mehrere Bilder, die er auf reddit gefunden hat und grundsätzlich niemals verlinkt, sondern auf seinem PC speichert und dann neu auf Facebook hochlädt - selbstverständlich immer ohne Quellenangabe". 
Mittlerweile hat der schöne Tilo mit dem stark reduzierten Wortschatz ("herrlich", "köstlich", "sure, why not", "Qualitätsmedien", "Austerität") es sogar schon zu Markus Lanz ins Studio geschafft und dreht seine eigene Polit-Sendung auf arte. Es ist auch einfach zu leicht, sich von den Haaren, die die Männer aus der Alpecin-Werbung blass aussehen lassen, und seinem "casual Berlin Mitte"-Look verzaubern zu lassen. 
Leider zieht Tilo Jung es vor, in gleichen Teilen mit Körper und Geist zu glänzen und äußert sich regelmäßig zu tagespolitischen Themen. Dem geneigten Internetpublikum (sprich seinen Twitter- und Facebook-Followern) ist er vor allem durch sein eigenes Youtube-Format Jung und Naiv bekannt. Dort rückt er Politikerinnen und Politikern (buchstäblich) auf die Pelle und spielt (?) den Ahnungslosen. Zu seinen USP zählen u.a. das lässige Rausblitzen der Zunge und eine Mimik, die erschreckend an einen relativ bekannten Buchautoren, Journalisten und ehemaligen ZDFneo-Moderatoren, der natürlich längst kein Kokainproblem mehr hat, erinnert. 

27. Juli 2013

Holi Shit - Lina Mallon feiert die Feste, wie sie fallen.

Vor wenigen Jahren hieß es, man könne Vollidioten am Ed Hardy-Shirt (heute: Camp David) erkennen. Ich stelle jedoch die These auf, dass es nur die eine todsichere Methode gibt, die zu gleichen Anteilen prätentiös und ignorante Spreu vom "Googlet mal kulturelle Aneignung, ihr Arschlöcher"-Weizen zu trennen: Haben sie sich zu einem der 4657454 Holi-Festivals in ihrer Region bei Facebook eingetragen? Posten sie wenig später zahllose Bilder, deren Thumbnails so aussehen, als hätten sie einen Bürgerkrieg gerade nochmal so überlebt? Herzlichen Glückwunsch, die Person ist ein Vollidiot.
Vorsicht Farbe! Im Hause Mallon hält diesen Samstag der Holi-Spirit Einzug. Wie es kommt? Ich wollte das schon immer Mal machen! Aufmerksam geworden bin ich auf das Farbenfest frei nach indischer Tradition tatsächlich erst in diesem Jahr, als Lauren Conrad via Instagram ein paar Eindrücke von ihrem India-Trip inklusive Holi-Schlacht postete.

Janina ist happy am Holocaust-Mahnmal und nutzt die Photo Opportunity für ein freches Shooting


Die süße Janina (oder Jane, wie sie sich selbst nennt) war zum ersten Mal (?) in unserer Hauptstadt und zeigt ihren Leserinnen unter der Überschrift "I'm happy", dass man auch am Denkmal für die ermordeten Juden Europas richtig cool shooten kann. 
Ich finde: Das wurde aber auch endlich mal Zeit, der Shizzle ist ja schließlich auch seit fast 70 Jahren vorbei. 
Einziger Kritikpunkt: Ist noch etwas zu subtil.
Vorschlag: Beim nächsten Mal direkt im Nothing tastes as good as skinny feels-Statement Shirt nach Auschwitz fahren und unterm Arbeit macht frei-Schriftzug ein paar ironische Fotos schießen.

- S.
 
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